Dein Kompost läuft, aber es fehlt die Hitze? Mit einem klaren Plan lässt sich der Prozess beschleunigen. In diesem Leitfaden zeige ich dir, wie du gezielt Kompost umsetzen kannst, um eine „Heißrotte light“ zu starten: kleinflächig, praxistauglich und mit messbaren Zielen. Du bekommst ein Rezept für das Startvolumen, exakte Temperatur-/Feuchte-Trigger, einen 14-Tage-Fahrplan und eine Umsetzen-Routine, die den Haufen zuverlässig in die thermophile Phase bringt.
Inhaltsverzeichnis
Was ist „Heißrotte light“?
Heißrotte bedeutet: Der Kompostkern heizt auf deutlich über 50 °C. Für kleine Haus- und Kleingartenhaufen ist die „Light“-Variante ideal: Ziel sind 55–65 °C für mehrere Tage, ohne aufwändige Belüftungssysteme. Der Hebel ist zweifach: 1) ein passendes Startvolumen und 2) eine getaktete Routine, sobald die Temperaturkurve abfällt. Das Verfahren hygienisiert besser, beschleunigt die Rotte und reduziert Gerüche, wenn Feuchte und Luft stimmen.
Material & Mix (C/N-Verhältnis)

Das Verhältnis von Kohlenstoff (Braunmaterial) zu Stickstoff (Grünmaterial) steuert Tempo und Temperatur. Praxistauglich: 3 : 1 (Braun : Grün) pro Schicht. Beispiele:
- Grün (N-reich): frischer Rasenschnitt, Küchenreste pflanzlich, frische Gemüseblätter.
- Braun (C-reich): Häcksel, Stroh, trockenes Laub, Pappe (ohne Farbe), Holzkohlengrösel in Spuren.
Feuchte steuern mit dem Schwammtest: Beim Drücken perlt ein Tropfen, aber es läuft nichts. Geruch nach „erdig-warm“ ist gut; „modrig/fäulig“ deutet auf Luftmangel und zu viel Nässe hin. Das Umsetzen hilft, Sauerstoff zurückzubringen.
Startvolumen & Standort
Kleine Haufen verlieren Wärme. Für Heißrotte light peilst du 0,8–1,0 m³ Startvolumen an. Das entspricht grob einem Würfel von 1 × 1 × 1 m minus leichte Setzung. Wähle einen windgeschützten, halbschattigen Platz auf Erd- oder Rasenboden, damit Bodenleben andocken kann. Eine atmungsaktive Abdeckung (z. B. *Vlies) hält Feuchte und Wärme, ohne zu ersticken.
Fahrplan in 14 Tagen (Heißrotte light)

Der Zeitplan kombiniert Messen und Kompost umsetzen in drei Phasen. Nutze ein *Kompostthermometer (Schaft ≥ 30 cm):
- Tag 0 (Aufsetzen): Schichten in 10–15 cm Lagen (3 : 1 Braun : Grün). Jede Lage leicht andrücken, aber nicht verdichten. Feinsprühen, bis „schwammfeucht“. Thermometer mittig setzen.
- Tag 1–2 (Anlauf): Temperatur täglich prüfen. Ziel: rasch > 50 °C. Riecht es modrig → Struktur hinzufügen und sanft lüften.
- Tag 3 (Peak I): Ziel: 60–65 °C. Fällt der Wert < 45 °C oder stagniert unter 55 °C, sofort umsetzen (außen ↔ innen, unten ↔ oben) und wieder schwammfeucht einstellen.
- Tag 4–5 (Stabilisierung): Temperatur halten. Nur Feuchte fein nachführen.
- Tag 6 (Peak II): Zweites umsetzen, unabhängig vom Wert, um frische Luftkanäle zu schaffen. Wieder messen.
- Tag 7–9 (Abklingen): Werte > 50 °C sind ideal; darunter prüfen: zu trocken → nachfeuchten; zu nass → Struktur + lockern.
- Tag 10 (Peak III): Drittes umsetzen. Danach beginnt die Nachrotte.
- Tag 11–14 (Nachrotte light): Temperatur fällt langsam. Haufen abdecken und in Ruhe lassen. Je nach Material ist der Kompost nach einigen Wochen siebfähig.
So geht’s richtig
Das Ziel beim Umsetzen ist Sauerstoff und Homogenität. So gehst du vor:
- Arbeite konsequent „außen nach innen, unten nach oben“ in einen nebenstehenden Leerplatz um.
- Strukturschichten (Häcksel/Stroh) nachlegen, Rasenschnitt und feuchte Küchenreste mit Braunmaterial „entkoppeln“.
- Nach jeder 20–30 cm Schicht den Schwammtest machen und fein nachfeuchten.
- Grobstücke (Zweige, Schalen) nach unten und außen; Feinmaterial in den Kern.
- Thermometer wieder mittig setzen und 12–24 h später prüfen.
Messen & kontrollieren

Ohne Messen kein Kompost-Boost. Das brauchst du:
- *Kompostthermometer (≥ 30 cm Schaft), Skala bis mind. 80 °C.
- Feuchte-Routine (Schwammtest) bei jedem Kompost umsetzen.
- Protokoll: Datum, Temperatur (Kern/Flanke), Geruch, Maßnahmen (umgesetzt, nachfeuchtet, Struktur).
Symptom | Vermutete Ursache | Aktion |
---|---|---|
Modriger Geruch | Zu nass, Luftmangel | Auflockern, Umsetzen, Struktur (Häcksel) zugeben |
Staubtrocken | Zu wenig Feuchte | Mit Brause fein nachfeuchten (schwammfeucht), abdecken |
Kern bleibt < 50 °C | Zu wenig Volumen / falscher Mix | Volumen erhöhen, Verhältnis 3:1 prüfen, frisch Grün nachlegen |
Ameisenbesatz | Langfristig zu trocken | Etappenweise wässern, dann abdecken |
Starker Ammoniakgeruch | Überschuss an N (viel Rasenschnitt) | Mehr Braunmaterial, in dünnen Lagen mischen |
Häufige Fehlerbilder & Fixes

„Es stinkt und dampft nicht.“
Ursache: Nässe + Luftmangel.
Lösung: Sofort Kompost umsetzen, Strukturmaterial einarbeiten, Feuchte reduzieren. Abdecken nur atmungsaktiv.
„Es passiert gar nichts.“
Ursache: zu klein/zu kalt/zu trocken.
Lösung: Volumen auf 0,8–1,0 m³ erhöhen, Mix 3:1 prüfen, in Etappen wässern, dann messen.
„Nur die Randzone kompostiert.“
Ursache: Inhomogener Aufbau.
Lösung: Beim Umsetzen Kern und Rand konsequent tauschen, Grobes nach unten/außen.
„Der Haufen sackt stark ab.“
Ursache: Normale Setzung in Heißrotte.
Lösung: Unkritisch, solange Temperaturziele erreicht werden; ggf. Deckschicht nachlegen.
Regionale Hinweise
In Deutschland leisten Herbst und Frühjahr die beste Unterstützung: ausreichend Feuchte, moderate Außentemperaturen. Im Winter nur dann auf Heißrotte light zielen, wenn Startvolumen und Abdeckung stimmen. Im Sommer vor allem Feuchte im Blick behalten und in den Abendstunden nachfeuchten.
Mini-Case: 1 m³ Gartenhaufen
Ausgangslage: 1 × 1 × 1 m Kiste, Mischung 3:1 (Häcksel/Laub : Rasenschnitt/Küchenreste), Start feucht auf Schwamm-Niveau, Thermometer mittig.
Beobachtung: Tag 2: 52 °C, Tag 3: 61 °C.
Aktion: Kompost umsetzen an Tag 3, 6, 10; jeweils schwammfeucht einstellen.
Ergebnis: Tag 7–10: 55–63 °C, danach langsamer Abfall; nach 4–6 Wochen siebfähig.
Checkliste zum Abhaken
- Startvolumen 0,8–1,0 m³, windgeschützt, auf Erde.
- Schichten 3:1 (Braun:Grün), Lagen 10–15 cm.
- Feuchte: Schwammtest besteht, atmungsaktiv abdecken.
- Thermometer mittig; Ziel: 60–65 °C an Tag 3 ±1.
- Kompost umsetzen an Tag 3/6/10 (außen ↔ innen, unten ↔ oben).
- Protokoll: Temperatur/Feuchte/Geruch/Maßnahme.
- Fehlerbilder mit Tabelle oben abgleichen, sofort handeln.
- Nachrotte einplanen; vor Verwendung durchsieben.
FAQ
Wie oft sollte ich Kompost umsetzen, wenn ich Heißrotte light will?
Im 14-Tage-Fahrplan mindestens dreimal: Tag 3, 6 und 10. Fällt der Kern zwischendurch unter 45 °C, zusätzlich umsetzen.
Welches Startvolumen ist für kleine Gärten realistisch?
0,8–1,0 m³. Darunter wird Wärmehaltung schwierig; darüber steigt der Aufwand beim Umsetzen.
Woran erkenne ich die richtige Feuchte?
„Schwammfeucht“: Beim Drücken perlt ein Tropfen, ohne zu laufen. Zu nass riecht modrig; zu trocken staubt und kühlt aus.
Brauche ich Zusätze (Kalk, Beschleuniger)?
Nicht nötig, wenn Mix, Luft und Feuchte stimmen. Zusätze können punktuell helfen, sind aber kein Ersatz für gutes Kompost umsetzen.
Wie gehe ich mit vielem Rasenschnitt um?
Sehr dünn schichten, stets mit Struktur (Häcksel) verschneiden. Bei Ammoniakgeruch mehr Braunmaterial zugeben.
Kann ich den Haufen abdecken?
Ja: atmungsaktiv (*Vlies, Jute). Das hält Wärme/Feuchte. Dichte Planen nur kurzzeitig bei Starkregen.
Wann ist der Kompost reif?
Nach Heißrotte light folgt eine Nachrotte. Siefähig nach einigen Wochen; reifer Kompost riecht erdig und zeigt krümelige Struktur.
Welche Temperaturen sind zu hoch?
Dauerhaft > 65 °C kann nützliches Bodenleben schädigen. Kurzzeitige Peaks sind möglich, aber nicht Ziel.
Fazit
Mit einem klaren Rezept, konsequentem Messen und gezieltem umsetzen erreichst du in 14 Tagen eine stabile Heißrotte light. Starte heute – und nutze den Fahrplan als Routine für jeden neuen Haufen.
Bildquellen
- 3zu1 schichten und Schwammtest: Erde und Ernte
- Umsetzen Tag 3 6 10: Erde und Ernte
- Thermometer als Marker: Erde und Ernte
- Fehler schnell beheben: Erde und Ernte
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