Igelquartier statt Laubbläser: So hilfst du Igeln im Herbst

Kennst du das Gefühl, wenn im Herbst die Blätter fallen und der Garten aussieht wie ein Schlachtfeld? Viele greifen zum Laubbläser – schnell, laut, effizient. Aber hier ist das Problem: Mit jedem Einsatz zerstörst du potenzielle Winterquartiere für Igel. Die kleinen Stacheltiere brauchen genau diese Laubhaufen, um den Winter zu überleben. Die gute Nachricht: Du brauchst keinen teuren Bauplan und keine Stunden Arbeit. Ein einfaches Igelquartier aus Ästen und Laub reicht – und es kostet dich nichts außer zehn Minuten Zeit. Hier erfährst du, wie du es richtig machst.


Warum Laubbläser für Igel gefährlich sind

Vergleich zwischen Laubbläser auf leerem Rasen und natürlichem Laubhaufen als Igelquartier

Laubbläser sind für Igel eine dreifache Bedrohung. Erstens: Die Geräte wirbeln nicht nur Blätter auf, sondern schleudern kleine Jungigel mit solcher Wucht weg, dass sie sich schwer verletzen oder sterben. Zweitens: Sie zerstören natürliche Winterquartiere, die Igel bereits vorbereitet haben. Drittens: Das komplette Entfernen von Laub nimmt Igeln ihre Nahrungsgrundlage, denn im Laubstreu leben Käfer, Würmer und andere Insekten.

Der NABU und andere Naturschutzorganisationen warnen seit Jahren vor dem Einsatz von Laubbläsern und Laubsaugern – besonders im Herbst, wenn Igel auf der Suche nach Winterquartieren sind. Das Problem verschärft sich, wenn die Geräte nachts eingesetzt werden, denn Igel sind dämmerungs- und nachtaktiv. Sie haben keine Chance zu fliehen.

Die Lösung ist simpel: Lass das Laub liegen. Zumindest in einer ruhigen Ecke deines Gartens. Dort richtest du ein Igelquartier ein – ohne Werkzeug, ohne Bauplan, einfach mit dem, was der Herbst dir liefert.


Was macht ein gutes Igelquartier aus?

Ein Igelquartier muss drei Dinge bieten: Schutz vor Kälte, Schutz vor Nässe und Schutz vor Fressfeinden. Igel halten Winterschlaf von etwa November bis März. In dieser Zeit darf die Temperatur im Quartier nicht unter den Gefrierpunkt fallen, aber auch nicht zu warm werden – sonst wachen sie zu früh auf und finden keine Nahrung.

Die Basis bildet immer eine Struktur aus Ästen, Zweigen oder dünnen Baumstämmen. Diese sorgen für Hohlräume, in denen Luft zirkulieren kann. Darüber kommt das Laub – mindestens 30 bis 50 Zentimeter dick. Das Laub isoliert und hält trocken, solange es locker geschichtet ist. Ein häufiger Fehler: Laub wird zu fest zusammengedrückt. Dann verliert es seine Isolationsfähigkeit und fängt an zu schimmeln.

Der Standort ist entscheidend. Such dir eine ruhige, geschützte Ecke: unter einer Hecke, hinter einem Schuppen, in einer Nische zwischen Sträuchern. Nicht in der prallen Sonne, nicht im Windkanal, nicht an einem Ort, wo regelmäßig Gartengeräte bewegt werden. Igel brauchen Ruhe – von November bis März dürfen sie nicht gestört werden.


Schritt-für-Schritt: So baust du ein Igelquartier

Du brauchst kein Werkzeug, keine Schrauben, keine Bauanleitung aus dem Internet. Alles, was du verwendest, liegt bereits in deinem Garten. Der Aufbau dauert zehn bis fünfzehn Minuten.

Schritt 1: Standort wählen
Such dir eine geschützte Stelle unter einer Hecke, hinter einem Komposthaufen oder in einer ruhigen Gartenecke. Der Boden sollte nicht zu feucht sein – vermeide Senken, in denen sich Wasser sammelt. Ideal ist ein Platz, an dem du im Winter nicht hantieren musst.

Astbasis für Igelquartier mit kreuz und quer gelegten Zweigen und sichtbaren Hohlräumen

Schritt 2: Basis aus Ästen legen
Leg kreuz und quer dicke Äste, Zweige oder dünne Baumstämme auf den Boden. Die Basis sollte etwa 60 bis 80 Zentimeter breit und 40 bis 50 Zentimeter hoch sein. Die Hohlräume zwischen den Ästen sind wichtig – sie verhindern, dass das Laub komplett durchnässt wird, und sorgen für Luftzirkulation.

Fertiges Igelquartier aus Laub in geschützter Gartenecke unter Hecke, etwa einen Meter hoch

Schritt 3: Laub aufschichten
Häufe das Laub locker über die Astbasis. Nicht festdrücken, nicht verdichten. Das Laub sollte eine Höhe von mindestens 30 bis 50 Zentimetern erreichen – besser noch einen Meter. Je dicker die Schicht, desto besser die Isolierung. Verwende trockenes Laub, wenn möglich. Feuchtes Laub kann nachträglich aufgeschichtet werden, aber die Basis sollte trocken sein.

Schritt 4: Schwere Äste obenauf
Leg einige schwere Äste oben auf den Laubhaufen. Sie verhindern, dass Wind das Laub wegweht, und halten ungebetene Gäste wie Hunde oder Füchse davon ab, den Haufen auseinanderzukratzen. Die Äste sollten so liegen, dass sie das Laub beschweren, aber nicht komplett flachdrücken.

Schritt 5: Eingang freilassen
Igel suchen sich ihren Eingang selbst. Du musst keinen vorbauen. Sie graben sich von der Seite in den Laubhaufen und schaffen sich ihr eigenes Nest im Inneren. Achte nur darauf, dass der Haufen nicht direkt an einer Wand oder einem Zaun steht – Igel brauchen Zugang von mindestens zwei Seiten.

Schritt 6: Ruhe bewahren
Wenn der Haufen steht, lass ihn in Ruhe. Kein Umschichten, kein Nachbessern, kein „mal kurz nachschauen“. Igel sind scheu und suchen sich nur dann ein Quartier, wenn sie nicht gestört werden. Wenn du Spuren siehst – kleine Pfotenabdrücke, einen erkennbaren Eingang, verschobenes Laub – ist jemand eingezogen.

Schritt 7: Über den Winter pflegen
Im Grunde bedeutet Pflege hier: nichts tun. Wenn im Winter starker Regen oder Sturm das Laub wegweht, kannst du vorsichtig nachfüllen – aber nur von außen, niemals den Haufen aufwühlen. Erst im Frühjahr, wenn die Temperaturen dauerhaft über zehn Grad steigen, kannst du kontrollieren, ob der Igel ausgezogen ist.


Wann ist der richtige Zeitpunkt für das Igelquartier?

Der beste Zeitpunkt, um ein Igelquartier anzulegen, ist Anfang bis Mitte Oktober. Zu diesem Zeitpunkt ist das meiste Laub gefallen, aber die Igel sind noch aktiv und suchen nach geeigneten Plätzen für den Winter. Wenn du zu früh baust, ist noch nicht genug Laub vorhanden. Wenn du zu spät dran bist, haben sich Igel bereits anderswo eingerichtet.

Mitte November beginnt für die meisten Igel der Winterschlaf. Ab diesem Zeitpunkt solltest du keine größeren Umgestaltungen mehr im Garten vornehmen. Kein Umschichten von Komposthaufen, kein Abbrennen von Reisig, kein Aufräumen von Laubecken – überall könnte ein Igel bereits im Winterschlaf liegen.

Im Frühling, etwa ab Ende März, wachen die Igel wieder auf. Dann kannst du vorsichtig prüfen, ob das Quartier genutzt wurde. Aber Achtung: Nicht alle Igel verlassen ihr Quartier sofort. Manche bleiben noch einige Wochen, besonders wenn das Wetter kühl ist. Erst wenn du sicher bist, dass niemand mehr drin ist, kannst du den Haufen auflösen oder für das nächste Jahr liegen lassen.


Die häufigsten Fehler – und wie du sie vermeidest

Fehler 1: Laub wird zu fest zusammengedrückt
Wenn du das Laub verdichtest, verliert es seine Isolationsfähigkeit. Außerdem kann keine Luft mehr zirkulieren, und feuchtes Laub fängt an zu schimmeln. Das ist nicht nur ungesund für den Igel, sondern macht das Quartier auch kalt und ungemütlich. Lass das Laub locker liegen – es setzt sich von selbst.

Fehler 2: Standort ist zu feucht
Ein Igelquartier in einer Senke oder an einem Ort, wo sich Wasser sammelt, wird zur Todesfalle. Igel ertrinken nicht direkt, aber sie unterkühlen und wachen aus dem Winterschlaf auf, wenn es zu nass wird. Das kostet Energie, die sie nicht haben. Wähle immer einen leicht erhöhten oder gut drainierten Standort.

Fehler 3: Das Quartier wird im Winter gestört
Viele Gartenbesitzer können es nicht lassen: Sie wollen nachschauen, ob ein Igel eingezogen ist. Aber jede Störung bringt den Igel in Gefahr. Wenn er aus dem Winterschlaf geweckt wird, verbraucht er Energie – und findet keine Nahrung, um sie wieder aufzufüllen. Lass das Quartier in Ruhe bis zum Frühjahr.

Fehler 4: Zu kleiner Haufen
Ein Laubhaufen von zehn Zentimetern Höhe reicht nicht. Igel brauchen mindestens 30 Zentimeter Laub, besser 50 oder mehr. Wenn der Haufen zu klein ist, friert der Igel oder die Isolierung reicht nicht über den ganzen Winter. Sei großzügig mit dem Laub.

Fehler 5: Falsches Material verwenden
Igel mögen Laub, trockenes Gras und Reisig. Was sie nicht mögen: Plastikplanen, Styropor oder andere synthetische Materialien. Diese isolieren zwar, aber sie lassen keine Feuchtigkeit entweichen. Das führt zu Kondenswasser und Schimmel. Bleib bei natürlichen Materialien.


Alternative: Wenn du doch ein Igelhaus bauen willst

Ein Laubhaufen ist die einfachste Lösung, aber nicht die einzige. Wenn du handwerklich geschickt bist oder einen dauerhaften Platz schaffen willst, kannst du ein Igelhaus aus Holz bauen. Der Vorteil: Es ist stabiler und hält mehrere Jahre. Der Nachteil: Es kostet Zeit und Material.

Die Grundkonstruktion ist simpel: Eine Holzkiste mit zwei Kammern – eine als Eingangsbereich, eine als Schlafkammer. Der Eingang sollte etwa zehn mal zehn Zentimeter groß sein, damit Igel hineinpassen, aber Katzen und Füchse draußen bleiben. Die Trennwand zwischen den Kammern verhindert, dass Zugluft direkt ins Nest zieht.

Das Dach muss wasserdicht sein, aber nicht luftdicht. Eine leichte Neigung sorgt dafür, dass Regenwasser abläuft. Innen füllst du das Haus mit Stroh – nicht mit Heu oder Laub, denn beides kann schimmeln. Stroh bleibt trocken und isoliert gut. Das Igelhaus stellst du an denselben Orten auf wie einen Laubhaufen: geschützt, ruhig, trocken.

Aber ehrlich gesagt: Für die meisten Gärten reicht der Laubhaufen völlig. Igel sind nicht wählerisch. Sie brauchen keine perfekte Architektur, sondern einfach nur Ruhe, Schutz und ausreichend Isolierung.


Was Igel sonst noch brauchen

Kleine Igel-Pfotenspuren im Herbstlaub führen zu einem natürlichen Eingang im Laubhaufen- Igelquartier bauen

Ein Winterquartier ist nur ein Teil der Lösung. Igel brauchen das ganze Jahr über Unterstützung – besonders im Herbst, wenn sie sich Fettreserven für den Winter anfressen müssen.

Das Wichtigste: Zugang zu deinem Garten. Igel wandern nachts große Strecken und brauchen Durchgänge zwischen den Grundstücken. Ein Loch im Zaun – etwa 13 mal 13 Zentimeter groß – reicht. So können Igel von Garten zu Garten ziehen und sich nicht in einem einzelnen Grundstück „festfahren“.

Wasser ist im Herbst und Frühling entscheidend. Stell eine flache Schale mit frischem Wasser auf – kein tiefes Becken, denn Igel können darin ertrinken. Wechsle das Wasser täglich, besonders wenn Blätter oder Insekten hineinfallen.

Verzichte auf Chemie im Garten. Schneckenkorn, Unkrautvernichter und Insektizide töten nicht nur die Zielorganismen, sondern auch die Nahrungsgrundlage der Igel. Ein naturnaher Garten mit Wildblumen, Totholzhaufen und ungepflegten Ecken ist für Igel ein Paradies.


FAQ: Häufige Fragen zum Igelquartier

Woran erkenne ich, dass ein Igel eingezogen ist?

Typische Anzeichen sind kleine Pfotenspuren im Laub, ein erkennbarer Eingang an der Seite des Haufens und verschobenes Material im Inneren. Manchmal hörst du auch ein leises Rascheln oder Schnaufen, wenn du dich vorsichtig näherst. Aber Achtung: Nicht nachschauen, nicht stören. Warte bis zum Frühjahr.

Kann ich mehrere Igelquartiere anlegen?

Ja, sogar empfehlenswert. Igel sind Einzelgänger und brauchen jeweils ihr eigenes Quartier. Wenn du mehrere Laubhaufen an verschiedenen Stellen im Garten verteilst, erhöhst du die Chance, dass sie genutzt werden. Ein großer Garten bietet Platz für zwei bis drei Quartiere.

Was mache ich, wenn ich im Herbst einen Igel finde?

Beobachte ihn erst mal. Igel sind im Herbst oft tagsüber unterwegs, weil sie sich Fettreserven anfressen. Das ist normal. Kritisch wird es nur, wenn der Igel stark untergewichtig ist, verletzt wirkt oder tagsüber orientierungslos herumirrt. In diesem Fall kontaktiere eine Igelstation oder einen Tierarzt.

Darf ich das Quartier im Frühjahr sofort abbauen?

Nein, warte bis mindestens Ende März oder Anfang April. Igel wachen unterschiedlich spät auf – manche sind schon im März aktiv, andere bleiben bis April. Prüfe vorsichtig, ob noch jemand drin ist, bevor du den Haufen auflöst. Am besten lässt du ihn einfach liegen – er kann im nächsten Winter wieder genutzt werden.

Lockt ein Laubhaufen Ratten an?

Ratten werden nicht vom Laub selbst angezogen, sondern von Essensresten oder Kompost in der Nähe. Ein reiner Laubhaufen ohne Nahrungsquellen ist für Ratten uninteressant. Wenn du dir Sorgen machst, platziere das Igelquartier abseits von Komposthaufen oder Futterstellen.

Kann ich auch gekauftes Stroh verwenden?

Ja, Stroh ist eine gute Alternative oder Ergänzung zu Laub. Es isoliert gut und bleibt trocken. Achte darauf, dass es unbehandelt ist – kein Stroh aus der konventionellen Landwirtschaft mit Pestiziden. Heu solltest du vermeiden, denn es schimmelt schneller als Stroh.

Was passiert, wenn der Laubhaufen im Winter zusammenfällt?

Das ist normal. Laub verdichtet sich mit der Zeit durch Regen und Wind. Solange mindestens 20 bis 30 Zentimeter übrig bleiben, ist das Quartier noch funktionsfähig. Du kannst vorsichtig von außen nachfüllen, aber nur wenn du sicher bist, dass du den Igel nicht störst.

Braucht der Igel Futter im Quartier?

Nein. Igel im Winterschlaf fressen nicht. Sie leben von ihren Fettreserven. Futter im Quartier würde nur Ungeziefer anlocken und dem Igel nichts nutzen. Im Herbst kannst du eine Futterstelle in der Nähe einrichten – aber nicht direkt am Quartier.

Kann ich das Quartier auch auf dem Balkon anlegen?

Theoretisch ja, aber nur wenn der Balkon ebenerdig ist und Igel Zugang haben. Ein Balkon im zweiten Stock ist nutzlos – Igel können nicht klettern. Außerdem muss der Balkon geschützt und ruhig sein. In den meisten Fällen ist ein Garten die bessere Wahl.

Wie lange hält so ein Laubhaufen?

Ein gut gebauter Laubhaufen hält einen Winter lang ohne Probleme. Im Frühjahr zersetzt sich das Laub langsam und wird zu wertvollem Humus für deinen Garten. Wenn du das Quartier jedes Jahr neu aufbaust, kannst du denselben Standort verwenden – Igel kehren oft an bewährte Plätze zurück.


Fazit: Laub liegen lassen ist Naturschutz

Ein Igelquartier zu bauen ist keine Raketenwissenschaft. Du brauchst keine Bauanleitung, kein Werkzeug, keine Kosten. Alles, was du tun musst, ist das Laub liegen zu lassen und an der richtigen Stelle aufzuschichten. Zehn Minuten Arbeit, und du hast einem Igel das Leben gerettet.

Der Laubbläser bleibt in der Garage. Das Laub bleibt im Garten. Und die Igel bekommen eine Chance, den Winter zu überleben. So einfach ist guter Naturschutz. Leg los – der Herbst ist die perfekte Zeit dafür.

Bildquellen

  • Laubbläser vs. Laubhaufen: Erde und Ernte
  • Aufbau Astbasis: Erde und Ernte
  • Fertiges Igelquartier: Erde und Ernte
  • Igel-Spuren im Laub: Erde und Ernte
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