An einem grauen Wintermorgen will Jana die welken Frühlingszwiebeln in den Müll werfen, bis sie entdeckt, dass aus dem abgeschnittenen Wurzelende plötzlich neues Grün wächst. Was als Zufall beginnt, entwickelt sich zu einem kleinen Experiment auf ihrer Fensterbank – und wirft die Frage auf, wie viel Essen in unserem Alltag unbemerkt in der Tonne verschwindet, obwohl es noch einmal austreiben könnte.
Regrowing Gemüse aus Küchenabfällen klingt nach der perfekten Lösung für Zero Waste und Selbstversorgung. Die Realität ist komplexer: Nicht jeder Rest treibt zuverlässig aus, nicht jedes Fenster bietet genug Licht, und nicht jedes Projekt lohnt den Aufwand. Dieser Artikel zeigt dir ehrlich, welche Gemüsereste nachwachsen lassen tatsächlich funktioniert, welche Fallstricke dich erwarten und wie du Regrowing, Resteküche und Kompost so kombinierst, dass aus Küchenabfall tatsächlich wieder Essen wird.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Regrowing und wie funktioniert es wirklich?

Regrowing bedeutet, aus Gemüseresten neue Pflanzen zu ziehen – meist indem du die Wurzelenden, Strünke oder Knollen in Wasser stellst oder in Erde setzt. Die Pflanze nutzt ihre gespeicherte Energie, um neue Wurzeln und Triebe zu bilden. Im besten Fall kannst du nach einigen Tagen bis Wochen frisches Grün ernten oder sogar eine vollständige Pflanze heranziehen.
Die Methode funktioniert bei vielen Gemüsearten, weil ihre Wachstumszonen an Wurzeln oder Strünken auch nach dem Abschneiden aktiv bleiben. Frühlingszwiebeln aus resten nachziehen ist eines der zuverlässigsten Einstiegsprojekte: Das Wurzelende treibt innerhalb einer Woche neues Grün aus, das du mehrfach abschneiden kannst. Ähnlich verlässlich funktioniert es bei Lauch, Römersalat-Herzen und Sellerie-Strünken.
Allerdings gibt es eine zentrale Einschränkung, die viele Regrowing-Artikel verschweigen: Die meisten Projekte liefern nur begrenzten Ertrag. Ein salatstrunk nachwachsen lassen bringt dir einige Blätter für den nächsten Salat, aber keine vollständige zweite Ernte. Frühlingszwiebelgrün wächst immer wieder nach, doch die Zwiebel selbst bildet sich nicht neu. Regrowing ist also eher eine Ergänzung zu deiner normalen Gemüseversorgung als deren Ersatz – ein realistischer Einstieg in die Kreislaufwirtschaft der eigenen Küche, aber kein Weg zur Selbstversorgung aus Resten allein.
Welche Gemüsereste funktionieren auf der Fensterbank – und welche nicht?
Nicht jeder Küchenabfall eignet sich für Regrowing, und selbst bei geeigneten Sorten hängt der Erfolg von Licht, Temperatur und Geduld ab. Die folgende Übersicht zeigt, welche Projekte für Einsteiger funktionieren und welche eher für Fortgeschrittene mit Garten oder Balkon gedacht sind.
Einsteiger-Gemüse (Fensterbank, schnelle Ergebnisse): Frühlingszwiebeln und Lauch treiben innerhalb von 7 bis 10 Tagen neues Grün aus, das du mehrfach ernten kannst. Stelle die Wurzelenden in ein Glas mit 2 bis 3 cm Wasser und wechsle das Wasser alle zwei Tage, um Schimmel zu vermeiden. Römersalat- und Kopfsalat-Herzen bilden nach etwa zwei Wochen neue Blätter, wenn du den Strunk in eine flache Schale mit Wasser setzt. Auch hier gilt: täglich frisches Wasser, sonst fault der Strunk. Sellerie-Strünke können nach drei bis vier Wochen junge Blätter und Stängel liefern, brauchen aber mehr Licht als Zwiebeln. Kräuter wie Basilikum, Petersilie oder Koriander lassen sich aus Stängeln mit Blattansätzen im Wasser bewurzeln und anschließend in Erde setzen – das dauert ein bis zwei Wochen bis zur Wurzelbildung.
Fortgeschrittene Projekte (mehr Platz, längere Wartezeit): Kartoffeln kannst du aus keimenden Knollen oder größeren Resten mit Augen ziehen, doch sie brauchen Erde, einen großen Topf oder Beet und drei bis vier Monate bis zur Ernte. Ingwer treibt aus der Knolle aus, benötigt aber Wärme, viel Geduld (sechs bis zehn Monate) und eignet sich eher für Gewächshaus oder warmen Balkon. Ananas-Kronen bewurzeln nach Wochen in Wasser, doch bis zur Frucht vergehen Jahre – eher ein dekoratives Langzeitprojekt. Knoblauchzehen treiben zwar schnell grüne Triebe, die du wie Schnittlauch nutzen kannst, aber eine neue Knolle bildet sich nur im Garten über einen vollen Wachstumszyklus.
Die Erfolgsquote hängt stark von deinem Fenster ab. Ein Südfenster im Sommer bietet ideale Bedingungen, ein Nordfenster im Winter lässt die meisten Projekte verkümmern. Wenn du im Herbst oder Winter mit Regrowing startest, plane mit langsameren Ergebnissen und reduziere die Anzahl gleichzeitiger Projekte auf zwei bis drei, um Überforderung und Platzmangel zu vermeiden.
Schritt-für-Schritt: So startest du dein erstes Regrowing-Projekt
Der Einstieg ins gemüse aus küchenabfällen ziehen gelingt am besten mit einem klaren Plan und realistischen Erwartungen. Diese Anleitung führt dich durch die ersten Wochen und zeigt, worauf es wirklich ankommt.
Schritt 1 – Reste auswählen und vorbereiten: Beginne mit Frühlingszwiebeln oder einem Salatherz. Schneide bei Zwiebeln oder Lauch das Wurzelende mit etwa 3 cm Länge ab, bei Salat den Strunk mit rund 5 cm. Achte darauf, dass das Gewebe fest ist und keine matschigen Stellen zeigt – faulende Reste schimmeln sofort. Spüle die Reste unter kaltem Wasser ab, um Erde oder Schmutz zu entfernen.
Schritt 2 – Gefäß und Wasser vorbereiten: Nimm ein sauberes Glas oder eine flache Schale. Fülle nur so viel Wasser ein, dass die Wurzeln oder der untere Strunk 1 bis 2 cm im Wasser stehen – zu viel Wasser führt zu Fäulnis. Leitungswasser ist in den meisten Regionen geeignet, bei sehr kalkhaltigem Wasser kannst du abgestandenes oder gefiltertes Wasser verwenden.
Schritt 3 – Standort wählen: Stelle das Glas an ein helles Fenster, idealerweise nach Süden oder Westen ausgerichtet. Im Winter reicht ein Ostfenster oft nicht aus, dann kann eine einfache LED-Pflanzenlampe (ab etwa 15 Euro) helfen. Vermeide direkte Heizungsnähe, da die Luft dort zu trocken ist. Raumtemperatur zwischen 18 und 22 Grad ist optimal.
Schritt 4 – Wasser wechseln und beobachten: Wechsle das Wasser alle ein bis zwei Tage vollständig, spüle dabei auch das Glas aus. Das verhindert Bakterienwachstum und Schimmel. Beobachte die ersten Tage genau: Bei Frühlingszwiebeln siehst du nach drei bis fünf Tagen neue grüne Spitzen, bei Salat nach einer Woche erste Blättchen. Wenn nach einer Woche nichts passiert oder der Rest weich wird, entsorge ihn im Kompost.
Schritt 5 – Erste Ernte nach Bedarf: Sobald die grünen Triebe bei Zwiebeln 10 bis 15 cm hoch sind, kannst du sie abschneiden und verwenden. Lass etwa 2 cm stehen, dann treibt die Pflanze erneut aus. Bei Salat kannst du die äußeren Blätter abzupfen, sobald sie eine brauchbare Größe erreichen. Nach zwei bis drei Ernten lässt die Wuchskraft meist nach, dann startest du mit einem neuen Rest.
Schritt 6 – In Erde umsetzen (optional): Wenn du langfristig ernten möchtest, setze die bewurzelten Reste nach zwei Wochen in Erde um. Verwende handelsübliche Gemüseerde und einen Topf mit Abflussloch. Gieße moderat – die Erde sollte feucht, aber nicht nass sein. In Erde ziehen gemüsereste nachwachsen lassen meist kräftiger und länger als im Wasser, brauchen aber mehr Pflege.
Dieser Ablauf gilt für die meisten Einsteiger-Projekte. Halte die Erwartungen niedrig: Drei erfolgreiche Projekte pro Monat sind mehr wert als zehn gescheiterte. Mit der Zeit entwickelst du ein Gefühl dafür, welche Reste sich lohnen und welche besser direkt in Kompost oder Resteküche wandern.
Häufige Fehler, Hygiene-Probleme und wann du abbrechen solltest
Regrowing scheitert oft nicht am Prinzip, sondern an vermeidbaren Fehlern. Diese Diagnose-Checkliste hilft dir, Probleme früh zu erkennen und gegenzusteuern – oder rechtzeitig abzubrechen, bevor du riskantes Gemüse isst.
Schimmel und Fäulnis: Weißer oder grauer Schimmel auf dem Wasser oder am Strunk ist das häufigste Problem. Ursache ist meist zu seltener Wasserwechsel oder zu viel Wasser, das den Strunk aufweicht. Lösung: Wasser sofort wechseln, Glas gründlich ausspülen, Wasserstand auf 1 cm reduzieren. Wenn der Schimmel wiederkehrt oder der Strunk matschig riecht, entsorge den Rest im Biomüll – nicht kompostieren, da sich Sporen verbreiten können. Iss niemals Pflanzenteile, die in Kontakt mit Schimmel standen.
Kümmerwuchs und blasse Blätter: Wenn die Triebe nach zwei Wochen kaum wachsen oder gelb-blass bleiben, fehlt Licht. Im Winter reicht ein Nordfenster oft nicht aus. Lösung: Umstellen an ein helleres Fenster oder eine LED-Pflanzenlampe nutzen (6 bis 10 Stunden täglich). Ohne ausreichend Licht bildet die Pflanze zwar Triebe, aber kaum Chlorophyll – das Grün schmeckt bitter und enthält weniger Nährstoffe.
Trauermücken und Fruchtfliegen: Kleine Fliegen um die Gläser deuten auf organisches Material im Wasser hin. Ursache: seltener Wasserwechsel oder zu warmer Standort. Lösung: Wasser täglich wechseln, Standort kühler wählen, eventuell eine Schicht Sand auf die Erde geben, falls du bereits in Töpfe umgesetzt hast. Bei starkem Befall alle Projekte entsorgen und neu starten.
Stagnation nach anfänglichem Wachstum: Die Pflanze treibt erst aus, stoppt dann aber nach ein bis zwei Wochen. Ursache: Die gespeicherte Energie im Rest ist aufgebraucht, ohne Nährstoffnachschub geht es nicht weiter. Lösung: Umsetzen in Erde mit Dünger oder das Projekt beenden und den Rest kompostieren. Wasser allein liefert keine Nährstoffe – Langzeiternte funktioniert nur mit Erde.
Wann du abbrechen solltest: Entsorge ein Regrowing-Projekt sofort, wenn der Rest schleimig wird, unangenehm riecht, schwarze Flecken zeigt oder trotz Maßnahmen wiederholt schimmelt. Iss niemals Gemüse, das hygienisch bedenklich aussieht, nur weil du Zeit investiert hast – das Risiko für Magen-Darm-Probleme ist real. Regrowing soll Spaß machen und Abfall reduzieren, nicht zur Gesundheitsgefahr werden.
Regrowing, Resteküche und Kompost – der vollständige Kreislauf

Die meisten Küchenabfälle eignen sich nicht für Regrowing oder liefern nur minimale Erträge. Doch aus diesen Resten kannst du trotzdem Essen machen – entweder direkt in der Küche oder indirekt über den Kompost. Dieser Kreislauf verbindet alle drei Ansätze und sorgt dafür, dass tatsächlich möglichst wenig im Müll landet.
Strategie 1 – Direktes Restekochen: Viele Gemüseteile, die du normalerweise wegwirfst, lassen sich noch verarbeiten. Aus Gemüseschalen, Zwiebelschalen, Karottenenden und Sellerie-Blättern kochst du eine kräftige Gemüsebrühe, die du einfrieren kannst. Brokkoli- und Kohlrabi-Strünke schneidest du in Stifte und brätst sie als Beilage. Radieschenblätter werden zu Pesto, Kartoffelschalen zu gebackenen Chips. Diese Reste sind oft nährstoffreicher als die Hauptteile – du sparst Geld und reduzierst Abfall sofort.
Strategie 2 – Regrowing für schnelles Grün: Projekte wie frühlingszwiebeln aus resten nachziehen oder salatstrunk nachwachsen lassen liefern innerhalb von ein bis zwei Wochen frisches Grün. Das ersetzt zwar keine komplette Gemüseernte, ergänzt aber Salate, Suppen oder Sandwiches. Starte mit zwei bis drei Projekten gleichzeitig, ernte regelmäßig und beginne neue Projekte, sobald die alten nachlassen. So hast du immer etwas Frisches auf der Fensterbank, ohne die Küche zu überladen.
Strategie 3 – Kompost als langfristiger Rückfluss: Alle Reste, die weder für Resteküche noch Regrowing taugen, wandern in den Kompost. Dazu gehören gescheiterte Regrowing-Versuche, Schalen von Zitrusfrüchten (in Maßen), Kaffeesatz und Teebeutel. Auf dem Balkon oder im Garten wird daraus nach sechs bis zwölf Monaten nährstoffreiche Erde, mit der du neue Gemüsepflanzen ziehst oder deine Regrowing-Projekte in Töpfe umsetzt. Wer keinen Platz für klassischen Kompost hat, kann *Bokashi-Eimer nutzen – ein anaerober Fermentationsprozess, der auch in der Wohnung funktioniert und bereits nach wenigen Wochen verwertbare Masse liefert.
Der vollständige Kreislauf sieht so aus: Du kochst mit möglichst viel vom Gemüse, ziehst aus geeigneten Resten frisches Grün nach und kompostierst den Rest, um daraus neue Erde für deine Pflanzen zu gewinnen. Aus Küchenabfall wird wieder Essen – entweder direkt auf dem Teller, als frisches Grün von der Fensterbank oder als Nährstoff im Boden, der die nächste Ernte füttert.
Dieser Ansatz ist realistischer als das Instagram-Versprechen, aus jedem Rest eine volle Pflanze zu ziehen. Er kombiniert schnelle Erfolge (Resteküche, Zwiebelgrün), mittelfristige Projekte (Regrowing über Wochen) und langfristige Kreislaufwirtschaft (Kompost). Das Ergebnis: Deine Biomülltonne füllt sich langsamer, du kaufst weniger Kräuter und Grün nach, und du entwickelst ein Gefühl dafür, wie viel Potenzial in deinen Küchenabfällen steckt.
Praxisbeispiel: Ein Monat Regrowing im Familienhaushalt

Wie sieht Regrowing im Alltag aus, wenn man nicht perfektionistisch rangeht, sondern pragmatisch? Hier ein realistisches Beispiel für einen Drei-Personen-Haushalt über vier Wochen.
Woche 1 – Start mit drei Projekten: Lisa schneidet die Wurzelenden von zwei Frühlingszwiebeln und einem Lauch ab, stellt sie in Gläser am Küchenfenster (Südseite). Zusätzlich setzt sie ein Römersalat-Herz in eine flache Schale. Aufwand: 5 Minuten Vorbereitung, täglich 2 Minuten Wasserwechsel. Nach drei Tagen zeigen die Zwiebeln erste grüne Spitzen, der Salat braucht eine Woche bis zu den ersten kleinen Blättern.
Woche 2 – Erste Ernte und ein Fehlschlag: Nach zehn Tagen schneidet Lisa das Zwiebelgrün (ca. 15 cm) ab und streut es über den Abendsalat – Ertrag etwa eine Handvoll, was einem halben Bund aus dem Supermarkt entspricht. Der Lauch wächst langsamer, liefert aber nach zwei Wochen ebenfalls Grün. Das Salatherz schimmelt trotz Wasserwechsel am Strunk, Lisa wirft es in den Kompost. Lehre: Nicht jeder Versuch klappt, und das ist okay.
Woche 3 – Zweite Runde und Resteküche parallel: Die Frühlingszwiebeln treiben erneut aus, Lisa startet zwei neue Projekte mit frischen Resten. Parallel kocht sie aus Gemüseschalen, die sich über die Woche angesammelt haben, eine Brühe – das hätte sie früher weggeworfen. Die Kinder beobachten die Gläser täglich und übernehmen den Wasserwechsel, was das Projekt zur kleinen Familienroutine macht.
Woche 4 – Bilanz und Umstellung auf Erde: Nach vier Wochen hat Lisa insgesamt fünf Projekte gestartet, drei waren erfolgreich. Sie hat etwa drei Handvoll frisches Grün geerntet, eine große Portion Gemüsebrühe gekocht und ihre Biomülltonne um geschätzt ein Drittel reduziert. Die erfolgreichsten Zwiebeln setzt sie in kleine Töpfe mit Erde um, um zu sehen, ob sie länger tragen. Zeitaufwand gesamt: etwa 15 Minuten pro Woche plus einmalig 30 Minuten für die Brühe. Kosten: null, da nur vorhandene Gläser und Erde aus dem Garten genutzt wurden.
Dieses Beispiel zeigt: Regrowing ist kein Selbstversorger-Wunder, aber eine sinnvolle Ergänzung für Haushalte, die Abfall reduzieren und Kindern zeigen wollen, wie Pflanzen wachsen. Der Ertrag reicht für frische Akzente in der Küche, nicht für komplette Mahlzeiten – aber kombiniert mit Resteküche und Kompost entsteht ein spürbarer Effekt auf den Abfall und das Bewusstsein für Lebensmittel.
Kostenrechnung: Lohnt sich Regrowing finanziell?
Eine ehrliche Frage: Spart Regrowing Geld, oder ist es eher ein Hobby mit symbolischem Wert? Die Antwort hängt davon ab, wie du es angehst und welche Projekte du wählst.
Minimale Investition ohne Zusatzkosten: Wenn du nur Gläser, Schalen und Leitungswasser nutzt, kostet Regrowing nichts. Ein Bund Frühlingszwiebeln im Supermarkt kostet etwa 1,50 bis 2 Euro, aus einem Wurzelende kannst du zwei bis drei Ernten ziehen, die zusammen etwa einem halben bis ganzen Bund entsprechen. Über ein Jahr gerechnet sparst du mit drei laufenden Zwiebel-Projekten vielleicht 30 bis 50 Euro – kein großer Betrag, aber immerhin ohne Extraaufwand.
Mit Erde und Töpfen: Sobald du Reste in Erde umsetzt, entstehen kleine Kosten. Ein 10-Liter-Sack Gemüseerde kostet etwa 4 Euro und reicht für 8 bis 10 Töpfe. Kleine Töpfe kosten 0,50 bis 1 Euro pro Stück. Wenn du Kräuter wie Basilikum aus Stängeln ziehst und in Erde weiterwachsen lässt, sparst du etwa 2 Euro pro Woche (gegenüber frischem Basilikum aus dem Supermarkt). Über ein Jahr sind das rund 100 Euro Ersparnis, abzüglich 10 bis 15 Euro für Erde und Töpfe – ein deutlicherer Effekt, aber nur bei konsequenter Nutzung.
Mit LED-Pflanzenlampe (Winter): Eine einfache LED-Lampe kostet 15 bis 30 Euro und verbraucht etwa 10 Watt pro Stunde. Bei 8 Stunden täglich über vier Wintermonate (120 Tage) kommst du auf ca. 10 kWh, also etwa 4 Euro Stromkosten. Das lohnt sich, wenn du dadurch mehrere Projekte erfolgreich durchziehst, die sonst am dunklen Fenster verkümmern würden – aber nur, wenn du die Ernte auch wirklich nutzt.
Fazit: Finanziell lohnt sich Regrowing vor allem bei Kräutern und schnellwachsendem Grün, weniger bei aufwendigen Projekten wie Ingwer oder Ananas. Der größere Wert liegt im Lerneffekt, in der Abfallreduktion und im Bewusstsein für Lebensmittelkreisläufe. Wenn du Regrowing als Hobby betrachtest, das nebenbei etwas Geld spart, passt die Erwartung. Wenn du rein finanziell denkst, kaufst du Kräuter und Grün vermutlich günstiger im Angebot – aber dann fehlt die Erfahrung, selbst etwas wachsen zu lassen.
FAQ: Die 8 häufigsten Fragen zu Regrowing

Kann ich wirklich jedes Gemüse aus Resten ziehen?
Nein, nur Gemüse mit aktiven Wachstumszonen an Wurzeln oder Strünken eignet sich für Regrowing. Frühlingszwiebeln, Lauch, Salat, Sellerie und Kräuter funktionieren gut. Tomaten, Paprika oder Gurken lassen sich nicht aus Resten nachziehen, sondern nur aus Samen.
Wie lange kann ich aus einem Rest ernten?
Im Wasser meist zwei bis drei Ernten über drei bis vier Wochen, dann lässt die Kraft nach. In Erde mit Dünger können Frühlingszwiebeln und Kräuter mehrere Monate tragen, wenn du sie richtig pflegst und regelmäßig, aber nicht zu stark erntest.
Brauche ich spezielle Erde oder reicht normale Blumenerde?
Normale Gemüseerde aus dem Baumarkt reicht völlig. Blumenerde funktioniert auch, ist aber oft stärker gedüngt, was bei Gemüse, das du essen willst, nicht ideal ist. Vermeide torfhaltige Erde aus Umweltgründen, wenn möglich.
Schimmelt Regrowing nicht ständig?
Nur, wenn du das Wasser zu selten wechselst oder zu viel Wasser verwendest. Wechsle alle ein bis zwei Tage komplett, spüle das Glas aus, und halte den Wasserstand niedrig (1–2 cm). Dann ist Schimmel selten ein Problem.
Funktioniert Regrowing auch im Winter?
Ja, aber langsamer und mit weniger Ertrag. Am Südfenster geht es noch, am Nordfenster meist nicht. Eine LED-Pflanzenlampe für 15 bis 30 Euro hilft, kostet aber etwas Strom. Reduziere im Winter die Anzahl der Projekte auf zwei bis drei und hab Geduld.
Kann ich die nachgezogenen Pflanzen auch im Garten auspflanzen?
Ja, sobald sie kräftige Wurzeln gebildet haben, kannst du sie ins Beet setzen. Das funktioniert gut bei Zwiebeln, Lauch, Sellerie und Salat. Achte auf Frostgefahr und gewöhne die Pflanzen langsam an Außentemperaturen, indem du sie tagsüber erst stundenweise rausstellst.
Schmecken nachgezogene Pflanzen anders als gekaufte?
Meist milder und zarter, weil sie weniger Nährstoffe und Sonnenlicht abbekommen als Freilandgemüse. Das ist nicht schlecht, aber auch kein Plus. Der Geschmack liegt zwischen Indoor-Kräutern aus dem Supermarkt und Gartengemüse. Bitter oder ungenießbar wird Regrowing-Grün nur bei extremem Lichtmangel.
Was mache ich mit Resten, die nicht für Regrowing taugen?
Erst prüfen, ob du sie noch kochen kannst (Brühe, Pesto, Chips aus Schalen). Wenn nicht, ab in den Kompost oder *Bokashi-Eimer. So wird aus dem Rest über die Erde wieder Nahrung für neue Pflanzen – ein langsamerer, aber ebenso sinnvoller Kreislauf.
Fazit: Aus Küchenabfall wird wieder Essen – wenn die Erwartung stimmt
Regrowing ist kein Wundermittel für Selbstversorgung, aber ein praktischer Einstieg in bewussteres Essen. Du lernst, Lebensmittel neu zu sehen, reduzierst Abfall messbar und erntest nebenbei frisches Grün, das Salate und Suppen aufwertet. Die besten Projekte für den Anfang sind Frühlingszwiebeln, Lauch und Salatherzen – sie liefern schnelle Erfolge und verzeihen Anfängerfehler.
Wichtiger als perfekte Ergebnisse ist der Kreislauf-Gedanke: Gemüse aus küchenabfällen ziehen ist nur ein Teil der Lösung. Kombiniere Regrowing mit Resteküche für Schalen und Strünke und mit Kompost für alles, was nicht anders verwertbar ist. So entsteht ein System, in dem tatsächlich möglichst viel aus deinen Lebensmitteln herausgeholt wird – auf dem Teller, auf der Fensterbank oder als Nährstoff im Boden.
Die Realität liegt zwischen Instagram-Bildern und Werbeversprechen: Regrowing spart etwas Geld, macht Spaß, braucht aber Geduld und realistische Erwartungen. Starte klein, akzeptiere Fehlschläge als Teil des Lernprozesses und genieße die kleinen Erfolge. Nach einem Monat wirst du merken, wie sich dein Blick auf Küchenabfall verändert hat – und das ist der eigentliche Gewinn.
Nächster Schritt: Schnapp dir heute zwei Frühlingszwiebel-Enden, stell sie ans Fenster und beobachte, was passiert. In einer Woche weißt du, ob Regrowing zu dir passt – ohne Investition, ohne Risiko, nur mit etwas Neugier und einem Glas Wasser.
Bildquellen
- Regrowth: Erde und Ernte
- Küchenfensterbank: Erde und Ernte
- Holzbrett auf einer Küchenarbeitsplatte: Erde und Ernte
- Vergleichsszene: Erde und Ernte
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