Wenn die Lebensmittelpreise steigen, ist der Gedanke verlockend: Einfach selbst anbauen, unabhängig werden, Geld sparen. Doch zwischen dem romantischen Bild vom eigenen Gemüsegarten und der Realität liegen oft mehrere hundert Euro, dutzende Arbeitsstunden und mindestens eine Missernte. Die Frage, was Selbstversorgung wirklich kostet, wird in den meisten Ratgebern mit vagen Schätzungen beantwortet oder gleich ganz ausgeblendet. Dabei ist die Antwort entscheidend, wenn du herausfinden willst, ob sich der Aufwand für dich lohnt. In diesem Artikel rechnen wir ehrlich: Startkapital, laufende Kosten, Arbeitszeit und Risiken – aufgeschlüsselt nach fünf typischen Einstiegsszenarien vom Balkon bis zum kleinen Hof. Am Ende weißt du, ob Selbstversorgung für dich eine Investition oder ein teures Hobby ist.
Inhaltsverzeichnis
Warum niemand gerne über die echten Kosten spricht
In Foren und Blogs wimmelt es von Erfolgsstories: Die Familie, die angeblich ihre Lebensmittelkosten halbiert hat, der Selbstversorger, der nur noch für Salz und Öl einkaufen muss. Was fehlt, sind die Zahlen dahinter. Die Anschaffungskosten für Werkzeug, Bewässerung und Infrastruktur werden gerne vergessen, die Stunden im Beet schöngerechnet und Missernten als Ausnahme abgetan. Dabei ist genau das der Punkt: Selbstversorgung ist kein Spartrick, sondern ein Lebensstil, der sich erst nach Jahren rechnen kann – und manchmal gar nicht.
Viele Einsteiger unterschätzen die Selbstversorgung Kosten massiv. Wer ohne Plan loslegt, steht schnell mit leeren Händen da: zu viel Geld in Dinge gesteckt, die nicht funktionieren, zu wenig Ertrag für den Aufwand, zu viel Frust. Deshalb schauen wir uns jetzt an, was wirklich auf dich zukommt.
Die drei Kostenfaktoren, die du kennen musst

Bevor du auch nur ein Samenkorn in die Erde steckst, solltest du drei Bereiche im Blick haben: Startkapital, laufende Kosten und Arbeitszeit. Jeder dieser Faktoren kann darüber entscheiden, ob du am Ende tatsächlich sparst oder draufzahlst.
Das Selbstversorgung Startkapital ist der offensichtlichste Punkt. Hier fließt Geld in Werkzeug, Erde, Saatgut, Rankhilfen, Bewässerungssysteme, Zäune und eventuell bauliche Maßnahmen wie Hochbeete oder Gewächshäuser. Wer bei null anfängt, kann schnell mehrere hundert bis tausend Euro investieren – je nachdem, wie viel Fläche du bewirtschaften willst und wie viel du selbst bauen kannst.
Die laufenden Kosten werden oft unterschätzt. Jedes Jahr zahlst du für Saatgut, Dünger, Wasser, Strom für Pumpen oder Beleuchtung, Reparaturen und Ersatzteile. Auch Schädlingsbekämpfung, Mulch und Kompostmaterial kosten Geld. Wer Tiere hält, rechnet zusätzlich Futter, Tierarzt und Stallbedarf dazu.
Der dritte Faktor ist die Arbeitszeit. Selbstversorgung bedeutet regelmäßige körperliche Arbeit – und zwar nicht nur im Sommer. Planung, Aussaat, Pflege, Ernte, Verarbeitung und Lagerung fressen Stunden. Wenn du deine Arbeitsstunden mit einem realistischen Stundensatz verrechnest, wird schnell klar: Der Hauptgewinn liegt selten im gesparten Geld, sondern in der Lebensqualität und Unabhängigkeit.
Fünf Szenarien – von Balkon bis Hof

Jetzt wird es konkret. Wir rechnen fünf typische Einstiegssituationen durch und zeigen dir, mit welchen Selbstversorger Garten Kosten du rechnen musst. Die Zahlen basieren auf aktuellen Durchschnittspreisen, konservativen Ertragsdaten und realistischen Arbeitszeitschätzungen. Beachte: Die Rechnungen gehen von einem mittleren Erfahrungslevel aus – Anfänger brauchen mehr Zeit und haben oft geringere Erträge.
Szenario 1: Balkon (10 m²)
Startkapital: 150–250 Euro (Töpfe, Erde, Saatgut, Rankhilfen, Gießkanne). Laufende Kosten: 50–80 Euro pro Jahr (Erde, Saatgut, Dünger, Wasser). Arbeitszeit: ca. 40–60 Stunden pro Jahr. Erntemenge: etwa 20–30 kg Gemüse (vor allem Tomaten, Salat, Kräuter, Radieschen). Erntewert: ca. 80–120 Euro (bei durchschnittlich 4 Euro pro Kilo). Break-even: nach 3–4 Jahren. Fazit: Der Balkon ist kein Sparmodell, sondern Einstiegsdroge. Du lernst die Grundlagen, bekommst frische Kräuter und Naschgemüse, aber finanziell lohnt es sich kaum. Der Hauptgewinn ist Erfahrung.
Szenario 2: Kleiner Garten (100 m²)
Startkapital: 600–1.000 Euro (Werkzeug, Beeteinfassungen, Kompost, Bewässerung, Saatgut, eventuell Gewächshaus oder *Frühbeet). Laufende Kosten: 150–250 Euro pro Jahr (Saatgut, Dünger, Wasser, Reparaturen). Arbeitszeit: ca. 150–200 Stunden pro Jahr. Erntemenge: etwa 150–250 kg Gemüse und Kartoffeln. Erntewert: ca. 600–1.000 Euro (bei 4 Euro pro Kilo). Break-even: nach 3–5 Jahren. Fazit: Ab hier wird es interessant. Mit guter Planung kannst du einen großen Teil deines Gemüsebedarfs decken. Die Anfangsinvestition ist spürbar, aber nach einigen Jahren sparst du jährlich 300–500 Euro – wenn nichts schiefgeht.
Szenario 3: Großer Garten (500 m²)
Startkapital: 1.500–2.500 Euro (professionelles Werkzeug, Zaun, größere Bewässerungsanlage, Kompostsystem, Folientunnel). Laufende Kosten: 300–500 Euro pro Jahr. Arbeitszeit: ca. 300–400 Stunden pro Jahr. Erntemenge: etwa 500–800 kg Gemüse, Kartoffeln, Obst. Erntewert: ca. 2.000–3.200 Euro. Break-even: nach 2–4 Jahren. Fazit: Hier wird Selbstversorgung zur ernsthaften Einkommensersparnis. Du kannst dich und deine Familie fast vollständig mit Gemüse versorgen, brauchst aber Erfahrung, körperliche Fitness und die Bereitschaft, viele Wochenenden im Garten zu verbringen.
Szenario 4: Kleiner Hof (1.500–2.000 m²)
Startkapital: 3.000–6.000 Euro (Maschineneinsatz oder Motorhacke, Stallungen, Zäune, Obstbäume, größere Infrastruktur). Laufende Kosten: 600–1.000 Euro pro Jahr (Futter, Tierarzt, Strom, Wasser, Reparaturen). Arbeitszeit: ca. 500–700 Stunden pro Jahr. Erntemenge: 1.000–1.500 kg Gemüse, Kartoffeln, Obst, plus Eier oder Fleisch von Kleintieren. Erntewert: ca. 4.000–6.000 Euro. Break-even: nach 2–3 Jahren. Fazit: Hier bist du im Bereich der Teilautarkie. Du produzierst mehr als du verbrauchst, kannst eventuell Überschüsse verkaufen und lebst tatsächlich unabhängiger. Aber die Arbeitslast ist massiv und du brauchst Rücklagen für Reparaturen und schlechte Jahre.
Szenario 5: Mietgarten (45 m²)
Startkapital: 0–50 Euro (eigenes Werkzeug, falls gewünscht). Laufende Kosten: 250–300 Euro pro Saison (Pacht, oft inklusive Jungpflanzen und Betreuung). Arbeitszeit: ca. 60–80 Stunden pro Saison. Erntemenge: etwa 60–100 kg Gemüse. Erntewert: ca. 300–500 Euro. Break-even: sofort, wenn Ertrag über Pacht liegt. Fazit: Der Mietgarten ist der perfekte Testballon. Du hast kaum Risiko, lernst die Basics und kannst nach einer Saison entscheiden, ob du tiefer einsteigen willst. Finanziell neutral bis leicht positiv, aber ohne langfristigen Vermögensaufbau.
Was die meisten Rechnungen verschweigen: Risiko und Fehljahre
Jetzt kommt der unangenehme Teil. Alle bisherigen Rechnungen gehen von durchschnittlichen Erträgen aus. Doch in der Realität hast du immer wieder Jahre, in denen nichts so läuft wie geplant. Spätfröste töten Jungpflanzen, Trockenheit lässt die Ernte zusammenschrumpfen, Schädlinge fressen ganze Kulturen weg, Hagel zerstört in Minuten wochenlange Arbeit.
Ein realistisches Fehljahr kann deine Selbstversorgung Break-even Rechnung um ein bis zwei Jahre nach hinten verschieben. Wer das nicht einkalkuliert, ist schnell frustriert. Deshalb ist es wichtig, von Anfang an mit Puffern zu rechnen: mehr Saatgut kaufen als nötig, verschiedene Kulturen anbauen, um Ausfälle zu kompensieren, und immer einen finanziellen Notgroschen für Reparaturen oder Nachkäufe bereithalten.
Die ehrliche Selbstversorgung Kosten-Rechnung lautet also: Nimm deine Startkosten, addiere mindestens 20 Prozent Risikopuffer, rechne mit einem Fehljahr in den ersten drei Jahren und kalkuliere deine Arbeitszeit realistisch. Dann weißt du, ob es sich für dich lohnt.
Lohnt sich Selbstversorgung finanziell überhaupt?

Die Antwort hängt davon ab, was du unter „lohnen“ verstehst. Rein finanziell betrachtet kannst du nach einigen Jahren tatsächlich Geld sparen – aber nur, wenn du deine Arbeitszeit nicht oder niedrig bewertest. Rechnest du deine Stunden mit einem Mindestlohn von 12 Euro, wird die Rechnung schnell negativ.
Selbstversorgung lohnt sich vor allem dann, wenn du Wert auf Lebensqualität, Unabhängigkeit, Gesundheit und Nachhaltigkeit legst. Der Geschmack von sonnengereiften Tomaten, die Gewissheit, woher dein Essen kommt, die körperliche Arbeit als Ausgleich zum Bürojob – das sind die echten Gewinne. Finanziell wird Selbstversorgung erst ab etwa 200 bis 300 Quadratmetern spürbar und erst ab 500 Quadratmetern wirklich interessant.
Wer nur Geld sparen will, ist mit einem gut geplanten Einkauf beim Discounter oder auf dem Wochenmarkt oft besser bedient. Wer aber seine Lebensweise ändern und langfristig unabhängiger werden möchte, findet in der Selbstversorgung eine sinnvolle Investition.
Checkliste: Bist du der Typ für Selbstversorgung?
Bevor du einsteigst, prüfe ehrlich, ob du die Voraussetzungen mitbringst. Hast du mindestens fünf bis zehn Stunden pro Woche Zeit – und zwar regelmäßig über Monate? Kannst du mit körperlicher Arbeit umgehen, auch bei Hitze oder Regen? Hast du ein Startkapital von mindestens 500 bis 1.000 Euro, das du nicht sofort zurückbrauchst? Bist du bereit, Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen? Hast du Zugang zu einer geeigneten Fläche, die du langfristig nutzen kannst? Kannst du mit Rückschlägen umgehen, ohne sofort aufzugeben?
Wenn du mindestens vier dieser Fragen mit Ja beantworten kannst, hast du gute Chancen. Wenn nicht, starte lieber klein – mit einem Mietgarten, einem Hochbeet oder ein paar Töpfen auf dem Balkon. Du kannst jederzeit skalieren, wenn du merkst, dass es passt.
FAQ

Was kostet der Einstieg in die Selbstversorgung mindestens?
Für einen kleinen Balkongarten reichen 150 bis 250 Euro. Willst du einen Garten von 100 Quadratmetern anlegen, plane 600 bis 1.000 Euro Startkapital ein. Dazu kommen jährlich laufende Kosten.
Wie viel Fläche brauche ich, um mich komplett selbst zu versorgen?
Für eine Person reichen etwa 85 Quadratmeter für Gemüse, Kartoffeln und Obst. Eine vierköpfige Familie braucht rund 300 bis 400 Quadratmeter – ohne Tiere. Mit Hühnern, Ziegen oder Schweinen steigt der Flächenbedarf deutlich.
Wann rechnet sich Selbstversorgung finanziell?
Der Break-even liegt bei den meisten Szenarien zwischen drei und fünf Jahren. Vorher überwiegen die Investitionskosten. Danach sparst du je nach Fläche 200 bis 1.000 Euro pro Jahr – wenn du die Arbeitszeit nicht einrechnest.
Wie viel Zeit kostet ein Selbstversorgergarten pro Woche?
Für 100 Quadratmeter plane etwa drei bis vier Stunden pro Woche im Jahresdurchschnitt. In der Hauptsaison kann es doppelt so viel sein, im Winter weniger. Insgesamt kommst du auf 150 bis 200 Stunden pro Jahr.
Lohnt sich ein Mietgarten zum Testen?
Ja. Mietgärten kosten zwischen 250 und 300 Euro pro Saison und liefern dir erste Erfahrungen ohne großes Risiko. Du kannst danach entscheiden, ob du tiefer einsteigen willst.
Was passiert, wenn die Ernte ausfällt?
Ein Fehljahr verschiebt deine Break-even-Rechnung um ein bis zwei Jahre. Deshalb solltest du nie alles auf eine Kultur setzen und immer Puffer für Nachkäufe einplanen. Risikomanagement gehört dazu.
Kann ich mit Selbstversorgung wirklich Geld sparen?
Ja, aber erst mittelfristig und nur, wenn du deine Arbeitszeit niedrig oder gar nicht bewertest. Finanziell lohnt sich Selbstversorgung vor allem ab 200 bis 300 Quadratmetern Gartenfläche.
Welche Kosten werden am häufigsten vergessen?
Wasser, Reparaturen, Ersatzteile für Werkzeug, Zäune gegen Wildtiere, Kompostmaterial und die Zeit für Planung und Verarbeitung. Auch schlechte Jahre mit geringer Ernte werden oft ausgeblendet.
Brauche ich teures Werkzeug für den Einstieg?
Nein. Für den Anfang reichen Spaten, Hacke, Harke, Gießkanne und Handschuhe. Kaufe lieber Schritt für Schritt nach und investiere nur in Dinge, die du wirklich brauchst. Viele Geräte bekommst du gebraucht günstiger.
Macht Selbstversorgung auch im Winter Sinn?
Ja, mit Lagergemüse wie Kartoffeln, Kohl, Rüben und Wurzelgemüse. Auch Gewächshäuser oder Folientunnel verlängern die Saison. Aber im Winter ist der Aufwand geringer und du hast Zeit für Planung und Reparaturen.
Fazit
Was Selbstversorgung wirklich kostet, lässt sich nicht in einer Zahl ausdrücken. Es hängt von deiner Fläche, deinem Startkapital, deiner Erfahrung und deiner Bereitschaft ab, Zeit zu investieren. Die ehrliche Antwort lautet: In den ersten Jahren zahlst du drauf – finanziell und zeitlich. Nach drei bis fünf Jahren kannst du anfangen zu sparen, wenn du klug planst und Fehler als Lernchancen siehst. Der größte Gewinn liegt aber nicht im gesparten Geld, sondern in der Unabhängigkeit, der Lebensqualität und dem Wissen, woher dein Essen kommt. Wenn du bereit bist, diese Investition zu tätigen, dann ist Selbstversorgung eine der wertvollsten Entscheidungen, die du treffen kannst. Starte klein, rechne ehrlich und hab Geduld – der Rest kommt von selbst.
Bildquellen
- Excelliste: Erde und Ernte
- Gemüsegarten: Erde und Ernte
- Frostschäden: Erde und Ernte
- Familie im Garten: Erde und Ernte
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